SPD Wüste-Kalkhügel vor Ort: Besuch im Tonstudio DocMaKlang

Foto: Martin Mehler

Wenn die Leidenschaft für Musik auf harte Arbeit und Durchsetzungswillen trifft – das Osnabrücker Tonstudio „DocMaKlang“ etabliert sich 

Matthias „Matze“ Lohmöller ist eine Ikone als Rock-Gitarrist bei „Safkan“ und „Therapiezentrum“ und als Produzent in der Osnabrücker Musikszene. Der 48-Jährige hat uns einen Einblick in sein neues Tonstudio und in seine Arbeit als Musikproduzent gewährt. Wir sind fasziniert.

Seit 1999 betreibt er als Selbstständiger das Tonstudio „DocMaKlang“, für das er anfänglich Räumlichkeiten, zuletzt auch auf dem Limberg, anmietete. Die Kündigung des Mietvertrags auf dem Limberg durch die Stadt Osnabrück in Zusammenhang mit dem dortigen Abriss erwies sich als Chance. Ein ehemaliges Kasernengebäude in der Mercatorstraße 3 auf dem Kalkhügel wurde als Eigentumsimmobilie die neue Heimat des Tonstudios, das in den letzten drei Jahren mit viel Liebe zu Technik, Akustik und Musiker-Wohlfühlambiente aufgebaut wurde. Altlasten wie Asbest in Wänden und Estrich wurden beseitigt, auch um nicht „irgendwann“ einmal vor einem Folgeproblem zu stehen.

Man merkt es, wenn man in einem Raum mit „trockener“ Akustik steht. Im Aufnahmeraum für Sprachaufnahmen hören sich die eigene, wie auch fremde Stimmen, sprichwörtlich trocken an. Schallreflexionen werden durch die Gestaltung von Wand-, Decken- und Bodenoberflächen weitestgehend ausgeschlossen.

In einer Reihe nebeneinander sind Aufnahme- und Regieräume angeordnet, durch die Fenster dazwischen kann man vom ersten bis in den letzten Raum blicken. Auch die Fenster sind nach akustischen Gesichtspunkten gestaltet, wegen der Reflexionsrichtung teilweise in der Mitte geknickt. Die Schallschutztüren sind massiv ausgeführt. Dazwischen: jede Menge Kabelverbindungen und Steckkästen, aber alles fein säuberlich verlegt. Kein Kabelsalat zu erkennen, kein GAFA-Tape. Es sieht sehr nach Perfektionismus aus. Der Datenspeicher liegt im Keller. Im ersten Kellergeschoss wohlgemerkt, das Gebäude stammt noch aus der Zeit des Kalten Krieges und ist zweifach unterkellert.

Wir merken Matze die Begeisterung für die Musik und die Aufnahmetechnik an. „Wenn ich meinem 20-jährigen Ich heute einen Rat geben könnte, würde ich ihm raten, einen Kredit aufzunehmen und gleich mit einem Tonstudio von diesem Format anzufangen“ sagt er. Seit 2012 ist Mathias Lohmöller auch Dozent am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück, für das Fach Musikproduktion. Der Unterschied als Musikproduzent zwischen 1999 und heute ist für Matthias Lohmöller natürlich auch, dass er in all den Jahren sehr viel Erfahrung gesammelt und unfassbar viele Menschen kennengelernt hat.

„Musik, Kunst und Kultur haben in Osnabrück noch immer nicht den Stellenwert, den sie brauchen, damit Künstler ihren Lebensunterhalt damit bestreiten können“ sagt er. „Es kommen viele talentierte Musiker zum IfM, aber es sind immer noch Viele dabei, die in Mannheim an der Popakademie abgelehnt wurden. Nach dem Studium verlassen Viele die Stadt wieder, weil hiesige Auftritte nicht zum Leben ausreichen und die Musikszenen in anderen Städten genau dies ermöglichen. Schon das Angebot an erschwinglichen Proberäumen ist hier zu knapp. Im „Lauten Speicher“ im Hafen, dem Projekt eines Privatinvestors, werden 11 Euro pro Quadratmeter an Miete aufgerufen.“

Im Band-Aufnahmeraum sieht es schon deutlich nach Live-Musik aus. Vielteilige Pedalbatterie für den Bassisten, mittelgroßes Drumset und jede Menge Instrumente, da steht schon Einiges drin. Kürzlich hat er einen 45-Personen-Gospelchor zu Aufnahmen hier untergebracht, das mag man kaum glauben, da wurde sicher sehr Vieles umgeräumt.

Das Regiezentrum ist beeindruckend. Wir setzen uns als Zuhörer auf das extrabreite und bequeme „Band-Sofa“, das auf einem Podest über den Monitoren und Mischern thront und den Musikern erlaubt, dem Produzenten über die Schulter zu schauen. Matze führt uns vor, wie man in einzelne Tonspuren hineinhört, erst Drums, dann Bassline, dann Akustikgitarre dazu. Auch die Gospel-Aufnahme ist beeindruckend, sehr funky in der Instrumentierung, dann erinnert es auch an die Les Humphries Singers aus den 70er Jahren.

Das DocMaKlang-Tonstudio wird nie ganz fertig werden. Es wird immer an Details gefeilt, so wie Matthias Lohmöller auch an der Musik feilt. Nicht immer wird ein Album komplett hier aufgenommen, man hat auch durch die gute Internet-Datenübertragungsrate die Möglichkeit, Aufnahmen in Remote-Räumen einzuspielen. Momentan hat er eine/n angestellte/n Mitarbeiter/in, eine weitere Stelle ist angedacht.

Wir versammeln uns im Garten des DocMaKlang zu einem „Band-Foto“ und bedanken uns bei Matze für diese faszinierende Führung.

Vielen Dank an unseren Genossen Martin Mehler für den ausführlichen Bericht!